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Sohrab Shahid Saless: „Empfänger Unbekannt“ – Filmvorführung und Gespräch

14.04. von 16:0018:00

Begleitend zur Ausstellung „Annem işçi – Wer näht die roten Fahnen?“ eröffnet Sohrab Shahid Saless‘ Film „Empfänger unbekannt“ (1983) einen intimen Blick in die BRD der 1980er Jahre und die von Diskriminierung geprägte Situation gegenüber Einwander*innen. Saless erfuhr 1982 durch die Nachrichten vom Tod der Künstlerin und Lyrikerin Semra Ertan (in der Ausstellung), die sich als Zeichen gegen den Rassismus in Hamburg das Leben nahm. Mit diesem Wissen erzählt der Film des preisgekrönten iranisch-deutschen Regisseurs Beziehung und Krise – zwischen einem Unternehmer und seiner Frau, die einen türkeistämmigen Architekten kennenlernt.

Nach Begrüßung durch Marta-Direktorin Kathleen Rahn sprechen im Anschluss an die Filmvorführung Vivien Buchhorn (Shahid Saless Archive) und Nina Tabassomi (Direktorin Taxispalais, Innsbruck) über Saless‘ filmisches Werk und damit verbundene gesellschaftliche und (auch heute) aktuelle Fragen, mit Publikumsbeteiligung.


„Empfänger unbekannt“, Film von Sohrab Shahid Saless

Der Film spielt zur Zeit der Regierung Helmut Kohls, gezeichnet von endendem Wirtschaftsaufschwung und den Folgen des Anwerbestopps für ausländische Arbeitnehmer*innen (1973) und der beginnenden Wirtschaftskrise. Eine Frau verlässt ihre gutsituierte Familiensituation mit Mann und zwei Kindern, um mit einem Architekten türkischer Herkunft zusammenzuziehen. Dadurch erlebt sie erstmals Rassismus, Diskriminierung und den Ausländerhass dieser Zeit und setzt sich damit auseinander. Der Film entfaltet sich als eine Art Briefroman zwischen ihr und ihrem Ehemann. Ihre Ehekrise ist eng mit den Lebensverhältnissen aufgrund der Wirtschaftskrise verflochten.

„Ich möchte bei diesem Film nicht auf Rührseligkeit setzen, damit man sagt: Um Gotteswillen, die sollen und müssen bei uns bleiben. Das ist für den Film nicht maßgeblich. Maßgeblich wird es, wenn Gastgeber und Gäste sich bewusst aus dem Weg gehen und gar nichts miteinander anzufangen wissen: Für diese Menschen ist der Film. Damit ein Gespräch stattfindet und sich auf beiden Seiten eine Vorstellung von Mitmenschlichkeit einprägt.” (Sohrab Shahid Saless)

Regie/Drehbuch: Sohrab Shahid Saless, u.a. mit Manfred Zapatka, Umran Ertok, Iris von Reppert-Bismarck, 86 Min, BRD 1983

Der Filmregisseur und Drehbuchautor Sohrab Shahid Saless (1944–1998) brachte im Iran viele Dokumentarfilme und erste preisgekrönte Spielfilme hervor. 1974 verließ er als Gegner des Schah-Regimes seine Heimat. Im Exil in Deutschland entstanden weitere 13 Filme, die u.a. in Berlin, Cannes und auf der Documenta 6 gezeigt und ausgezeichnet wurden. Für „Das kleine Fernsehspiel“ drehte Saless „Reifezeit“ (1976) und „Empfänger unbekannt“ (1983), der auch im Forum der Berlinale lief. Den Adolf-Grimme-Preis erhielt er 1981 für „Grabbes letzter Sommer“. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Saless in den USA. Sein Werk ist im Filmschaffen der Zeit in Deutschland einzigartig, seine oft düsteren Filme sind geprägt von Themen wie Einsamkeit und Unterdrückung, einem Blick auf alltägliche Momente, erzählt in ruhigen, aber auch hypnotischen Bildern.

 

Ticket 

Eintritt frei

Info

Ohne Anmeldung, Veranstaltung im Marta-Forum

Details

Datum: So 14.04.2024 Zeit: 16:00 – 18:00 Uhr Zielgruppe: Erwachsene u. Jugendliche Verwandte Ausstellung: Annem işçi – Wer näht die roten Fahnen?
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Marta Herford