Monika Sieveking, Gruppenbild mit Siemensarbeiter/innen, 1973, Öl auf Leinwand

Annem işçi
Wer näht die roten Fahnen?

27.01.2024 –
20.05.2024

„Sind wir uns so fremd?“ fragten sich Arbeitsmigrantinnen* in der BRD und schlossen sich zusammen. Feministische und politische Bündnisse der 70er Jahre bilden den Ausgangspunkt der Gruppenausstellung. Ihr Aktivismus wurde von Poesie, Musik und bildender Kunst inspiriert und geleitet.

 

Die Zahl der ausländischen weiblichen Arbeitnehmerinnen* in der Bundesrepublik versechzehnfachte sich zwischen 1960 und 1973. Die Industrie suchte Frauen gezielt für bestimmte Branchen wie Textil, Bekleidung, Nahrungs- und Genussmittel. Außerdem wurden sie häufig an Arbeitsplätzen eingesetzt, die als gesundheitsgefährdend galten, wie in der Elektrotechnik und in der Eisen- und Metallindustrie. Da „Gastarbeiterinnen*“ in bestimmten Lohngruppen bis zu 40 Prozent weniger verdienten als Männer, wurden Migrantinnen* intensiv angeworben. Gegen diese diskriminierenden Niedriglöhne protestierten die Arbeiterinnen* in den 1970er Jahren gemeinsam, vor allem die aus Griechenland, Spanien, der Türkei, Jugoslawien und Italien.

Ausgehend von diesen historischen Ereignissen zeigt die Ausstellung „Annem işçi [Meine Mutter ist eine Arbeiterin] – Wer näht die roten Fahnen?“ künstlerisch soziologisch geprägte Werke wie „Turkish Immigrants“ (1977-2016, dt. Türkische Immigrant*innen) von Nil Yalter (*1938 in Kairo, lebt in Paris), sozialistisch engagierte Arbeiten wie „Woman Constantly Sewing Red Flags with her Sewing Machine“ (1977, dt. Frau näht permanent rote Fahnen mit ihrer Nähmaschine) von Gülsün Karamustafa (*1946 in Ankara, lebt ebenda.) oder ein autobiografisches Gedicht über die in Deutschland arbeitenden Eltern von Semra Ertan (*1957 in Mersin, Türkei; gestorben 1982 in Hamburg). Die Gruppenausstellung erzählt von direkten und indirekten Zusammenschlüssen zwischen „Gastarbeiter*innen“ und Künstler*innen gegen Diskriminierung, Rassismus und Gewalt.

Die Filme, Malereien, Fotografien und Texte, die zum Teil in der damals noch jungen BRD entstanden sind, bleiben inhaltlich immer noch höchst aktuell. Die Ausstellung lässt uns heute fragen, was Fremdheit ein halbes Jahrhundert später bedeutet und wie wir gemeinschaftlich in welchen Rollen leben.

 

Kuratiert von Gastkurator Gürsoy Doğtaş

 

Künstler*innen

Nuray Demir, Semra Ertan, Mehmet Güler, Gülsün Karamustafa, Asimina Paradissa, Monika Sieveking, Gerdt Marian Siewert, Nil Yalter und Serpil Yeter

Ausstellungsfördernde

Dank

Marta-Partner
Für die langfristige Unterstützung unseres Programms danken wir sehr herzlich den Marta Herford Corporate Partnern und Corporate Premium Partnern sowie dem Marta-Fonds für neue Kunst.